S-Cruiser mit Pico L Testbericht

S-Cruiser 2014

Das erfolgreichste 120-kg-Trike in Deutschland ist der Skycruiser von Bautek. Norbert Klenhart war an der Entwicklung des Gerätes maßgeblich beteiligt. Mit seinem S-Cruiser vertreibt er selbst dieses Trike, allerdings mit anderen Motoren. Dabei steht die Gewichtsreduzierung ganz oben. Nicht der schwerere Viertakter von Briggs und Stratton, sondern ein Zweitakter der Firma Simonini treibt seine Trikes an

Die Motorleistung des Simonini Mini 2 mit rund 27 PS reicht voll für eine langsamere Fläche. Der S-Cruiser bekam den Discus T15 von Aeros, der sich auch bei anderen Leichttrikes bestens bewährt hat, z. B. dem Dragonfly. Damit kommt man auf eine reale Reisege- schwindigkeit von 60 km/h. Mit der Zuladung stößt man allerdings bald an die Grenze. 189 kg Abflugmasse erlauben keinen schwergewichtigen Piloten mit vollem Tank. 
(Übrigens: Aeros hat zwischenzeitlich reagiert und seine Flächen aufgelastet. Beim Discus kann die Auflastung allein mit stärkeren Trapezrohren erreicht werden).

Generell Abhilfe bietet der Pico L von Bautek mit 238 kg. Der Mitentwickler und Testpilot Thomas Frey "spendierte" dieser Kombination den stärkeren Simonini Mini 3 mit 33 PS aus 270 ccm. Sinn und Zweck dieser Kombination ist: Geringere  Flächenbelastung durch weniger Gewicht, dadurch sanftere Flugeigenschaften des Pico und noch niedrigere Geschwindigkeiten im Flug und bei der Landung.

Ich hatte die Gelegenheit dieses Trike zu fliegen. Hierzu mein Eindruck.

Das Trike entspricht (natürlich) äußerlich dem Skycruiser. Sitzposition angenehm, nur das Einsteigen erfordert, wenn man Trikes ohne Verkleidung gewohnt ist, eine gewisse Gelenkigkeit.
Auffallend das große Trapez. Dieser S-Cruiser hat tatsächlich das deutlich größere Trapez des bei Doppelsitzer-Trikes eingesetzten Pico. 

Auf-/Abbau 

Wurde von mir nicht durchgeführt, dürfte aber mit der gut 40 kg schweren Fläche kräftiges Zulangen erfordern. Eine Teleskop- Aufbauhilfe soll die Arbeit erleichtern. Generell muss ich sagen: So ein Trike gehört in einen Hangar. Ein Auf-/Abbau für eine Stunde Flug in den Abendstunden ist schlicht nicht zumutbar. Das wären 3 Std. harte Arbeit - verladen, transportieren lagern in der Garage mit eingerechnet. Kompromiss: Fläche entspannen (Stützhilfe!) und nach Entfernen der Segellatten einklappen. Braucht dann weit weniger Platz im Hangar!
Für das Trike wird ein Hänger benötigt oder e
in Kastenwagen ("Sprinter"), wenn man mit etwas Schrauberei die Räder demontiert. Große Vorsicht sollte man beim Heben walten lassen. Die filigrane Verkleidung ist schnell mal beschädigt. 

 

Skyway-Products                               Thomas Frey
Norbert Klenhart                               Kastanienweg 11
Gewerbepark Hügelmühle 35          91459 Markt Erlbach 
91174 Spalt                                         Tel, 0176-569 07 444
Tel. 09175-90 81 53

Motor

Es ist der Simonini Mini 3 verbaut. Er liefert aus 270 ccm 33 PS bei 6450 Umdrehungen. Ein Anlasser erweckt ihn rasch zum Leben. Ruhiger Leerlauf!
Ein Unding ist allerdings, dass man nach längerer Flugpause vor dem Starten die Zündkerze herausschrauben muss. Bei dem kopfüber eingebaute Zweitakter läuft das Mischungsöl von der Zylinderwand nach unten. Wie sonst lassen sich die 3 -4 Tropfen Öl erklären, in denen die Zündkerze "schwimmt". Ohne Säuberung wird das Anlassen zum ausgedehnten "Orgelspiel". Da muss noch nachgearbeitet werden. Vielleicht ist auch nur die verwendete Mischung 1 : 50 zu fett, oder das falsche Zeittaktöl ...?
Nachtrag: Der Fehler lag am Vergaser. Im Stand tropfte immer etwas Sprit in den Zylinder, verdunstete, zurück blieb das Öl.

Start

Das gefederte Fahrwerk erlaubt auf Graspisten (Wiese) ein zügiges Rollen und schluckt die harten Durchschläge zur Fläche - vor allem beim Landen!
Vollgas mit dem Fuß (Es gibt auch Handgas!) - und wenn man kurz den Bügel nach vorne stößt ist ein Abheben auf einer (nicht frisch gemähten) Wiese schon innerhalb 80 Metern sicher möglich.

Flug

Mit Steigwerten um die 3 m/s erreicht man schnell die Reiseflughöhe. Bemerkenswert ist der große Geschwindigkeits- bereich des Pico L. Je nach Trimmung (als Zubehör elektrisch!) bzw. Steuerbügelhaltung liegen 60 km/h bei 4800 rpm oder 70 bei 5400 rpm an. Bei letzterer  Geschwindigkeit ist der Motorsound wirklich angenehm, Vibrationen kaum spürbar. Bei 80 zeigt der Drehzahlmesser schon 5800 und für 90 muss man den kleinen Zweitakter schon fast mit Vollgas quälen. Bei 100 Sachen muss man den Bügel bei voller Schnelltrimmung schon kräftig zur Brust nehmen und für den Motor ist Höchstleistung angesagt. Gemütliches, sinnvolles Trikefliegen sieht anders aus. Aber man könnte ...
Auch dank der Winglets fliegt das Trike sehr spurstabil. Die Steuerkräfte liegen, mal im Vergleich mit dem Combat im ANT-Trike, deutlich höher, aber in etwa auf dem Niveau des Discus - und der gilt als leicht steuerbar. 
Das große Trapez erleichtert zudem Korrekturen in unruhiger Luft. 
Bei kühler Temperatur weiß man die Verkleidung zu schätzen, die Füße/Beine bleiben warm! Und eine Windschutzscheibe gäbe es auch noch als Zubehör.

Landung

Auf Flugplätzen wird man den S-Cruiser mit 70 anfliegen und ausschweben lassen. Die Länge der Ausschwebstrecke sollte einem dabei nicht überraschen.
Der Pico L lässt sich aber auch (im Notfall) innerhalb von 60 Metern auf einer Wiese zum Stehen bringen. Anflug mit unter 55 und beherztem Ausflaren. Selbst eine härtere Landung schlucken die Räder und v. a. die Federung.

Fazit:

Der S-Cruiser ist konstruktiv gesehen eine leichtere Variante des Skycruiser von Bautek mit einem kaum kostengünstigeren 2-Takter von Simonini.

Er zeigt, dass die bewährte Fläche Pico L auch für leichtere Trikes bestens geeignet ist. 

Im mittleren und unteren Geschwindigkeitsbereich kann der Pico L nämlich mit relativ wenig PS bewegt werden. Bei höheren Geschwindigkeiten braucht er allerdings dann ordentlich Power. 
Von nix kommt nix! 30 PS erscheinen mir als unteres Limit.

Durch das niedrigere Gewicht kann er langsamer geflogen werden (<60 km/h), was doch mehr Sicherheit bei ungewollten Außenlandungen bedeutet. Und wenn mal (überraschend?) Gegenwind aufkommen sollte, hat man mit >80 Sachen gute Chancen, doch noch vor Sunset wieder nach Hause zu kommen.

Lois Laumer  

Preise: 16.500 mit Basis Instrumentierung: Drehzahlmesser Geschwindigkeitsmesser und Vario. 
15.500 ohne Rettung (2015!)

zur Seite mit der Übersicht über 120 kg Trikes